Kinesio-Taping: Bewegungsfreiheit bei Muskel-, Gelenk- und Bänderverletzungen

Kinesio-Taping

In der Physiotherapie gibt es verschiedene Taping-Methoden wie weißes Taping oder McConnell-Taping. In den 1980er-Jahren entwickelte der japanische Konzern Nitto Denko die Kinesio-Tapes. Dabei handelt es sich um bunte, elastische Pflaster, die speziell für das kinesiologische Taping konzipiert sind. Zwischenzeitlich entstand aus dem Kinesio-Taping eine weltweit anerkannte und verwendete physiotherapeutische Maßnahme.

Wirkweise des Kinesio-Tapes

Bereits bevor es K-Tapes gab, wurden Klebeverbände – beispielsweise bei Sportverletzungen – eingesetzt. Diese waren aber starr. Dadurch wurde der betroffene Bereich zwar entlastet, allerdings bildeten sich die dort befindlichen Muskeln meistens zurück. Sie mussten im Nachgang wiederaufgebaut werden. Herausforderungen, die durch Schonhaltungen und den daraus entstehenden Verspannungen entstehen, werden beim Kinesio-Taping vermieden. So läuft der Prozess, bis zur vollständigen Regenerierung des Patienten, mit dieser Behandlungsform rascher ab.

Das japanische Tape ist atmungsaktiv und stark haftend. Es hebt die oberste Hautschicht leicht an. Gleichzeitig kann der Patient sich uneingeschränkt bewegen. Beide Faktoren zusammen sorgen dafür, dass die Durchblutung der betroffenen Körperpartie besser funktioniert. Außerdem werden Gewebestrukturen und Nerven aktiviert sowie die Muskelfunktion verbessert. Zusätzlich sorgt der verbesserte Lymphfluss dafür, dass Gewebewasser und Abfallprodukte ungehindert abfließen. So klingen Entzündungen und Schwellungen besser ab. Ein weiterer Faktor ist, dass sich der Reiz, den das Tape ausübt, mit dem Schmerz überlagert. So werden die Beschwerden ebenfalls positiv beeinflusst.

Interessant ist, dass es bisher keinen eindeutigen wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit des Kinesio-Tapes gibt. In der 60. Ausgabe des Journal of Physiotherapie wurde dazu eine Untersuchung veröffentlicht. Hierfür wurden zwölf randomisierte Studien mit insgesamt 495 Teilnehmern überprüft. Alle Probanden litten unter Erkrankungen des Bewegungsapparates. Je nach Forschungsarbeit wurden die Patienten überhaupt nicht, mit einem Placebo, manueller Therapie, konventioneller Physiotherapie oder anderen Übungen behandelt. Die Ärzte werteten die Schmerzintensität, Einschränkungen, Lebensqualität, Rückkehr zur Arbeit und gesamte Genesung aus. Das Ergebnis der Studienauswertung war, dass bei Kinesio-Taping kein besserer Effekt als bei den anderen Methoden identifiziert werden konnte. Aber gleichzeitig bedeutet das auch, dass gewisse Erfolge erzielt wurden.

Diesem Resultat mit nur 495 Studien-Teilnehmern steht die mehr als 30-jährige Praxiserfahrung von Ärzten und Therapeuten auf der ganzen Welt entgegen. Hunderttausende von Menschen schwören auf den Erfolg von Kinesio-Taping. Gerade die Therapeuten, die tagtäglich mit Kranken arbeiten, berichten von exzellenten Heilungserfolgen. So wird Kinesio-Taping zwar nicht eindeutig wissenschaftlich gestützt, es dennoch in unzähligen Praxen weltweit aus tiefer Überzeugung eingesetzt.

Indikationen für K-Taping

Kinesio-Taping dient der Behandlung von Beschwerden des Bewegungsapparates. Bei Entzündungen und Verletzungen stabilisiert das Tape die betroffenen Gelenke, Bänder und Muskeln – und zwar ohne einzuschränken. Die Anwendung unterstützt die Selbstheilungskräfte des Körpers.

Beschwerden, bei denen auf Kinesio-Taping als Therapiemethode zurückgegriffen wird, können sein:

Ursprung von Kinesio-Taping in Japan

Die Methode des Kinesio-Tapings geht auf den japanischen Chiropraktiker und Akupunktur-Spezialisten Dr. Kenzo Kase zurück. In den 1970er-Jahren war Kase bereits international bekannt und praktizierte sowohl in den USA als auch in seinem Heimatland.

Zum damaligen Zeitpunkt vertrat die westliche Medizin den Standpunkt, dass Gelenkverzerrungen irreversibel seien. Nun entdeckte Dr. Kase aber, dass er mit Hilfe von Eistherapie (Link zur entsprechenden Seite) in Kombination mit Tape-Anwendungen gute Heilungserfolge erzielt werden konnten. Er behandelte in diesem Zusammenhang nicht das Gelenk, sondern die umliegenden Muskeln. Durch die Stabilisierung der Muskeln mit Klebebändern erzielte er tatsächlich eine Korrektur der Gelenke.

Kase fokussierte seine Forschung auf die verschiedenen Tapes. Er suchte ein Pflaster, das möglichst flexibel war, sollte es doch die verlorene Elastizität von verletzten oder überbeanspruchten Muskeln ausgleichen. Außerdem würde seine Behandlung die Patienten in ihrer Bewegungsfreiheit nicht einschränken. Denn bei vielen Erkrankungen unterstützt Bewegung den Heilungsprozess.

Egal welches Sport-Tape Kase auch benutzte, keines genügte seinen Ansprüchen. Sie waren in der Regel starr und verhinderten, dass sich das Gelenk bewegen konnte. Ab 1973 entwickelte er, zusammen mit einem großen Unternehmen, das perfekte Tape für seine Zwecke. Es ist der menschlichen Epidermis nachempfunden, deshalb unter anderem auch genauso dick und flexibel. Das Kinesio-Tape war erfunden.

Anwendung der elastischen Tapes

Im ersten Schritt wird das Tape auf die richtige Länge gebracht. Damit es besser klebt, runden die Therapeuten die Enden ab. Die richtige Form hängt vom Anwendungsbereich ab. So umschließen Y-förmige Kinesio-Pflaster beispielsweise das Knie sehr gut.

Vor dem Anbringen wird das Tape normalerweise mit den Händen erwärmt. Dadurch ziehen später die Wirkstoffe besser ein. Kinesio-Tapes werden über die betroffenen Stellen geklebt. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Falten entstehen. Angesetzt wird an einem Ende des Muskels. Der Klebestreifen hört am anderen Ende des Muskels auf. Dabei steht das Tape an den Enden möglichst nicht unter Zug, in der Mitte ist dagegen ein leichter Zug wichtig.

Es ist ratsam, die Behandlung von einem Fachmann durchführen zu lassen. Wer das Tape falsch anbringt oder zu stark unter Spannung setzt, wirkt der Heilung kontraproduktiv entgegen. Es kann unter anderem zu Hautirritationen kommen. Patienten brauchen übrigens nicht irritiert zu sein, wenn der eigene Therapeut eine andere Methode anwendet. Die unterschiedlichen Produzenten von Kinesio-Tape haben oftmals spezielle Konzepte für ihr Produkt entwickelt. So hängt die Behandlungsweise nicht nur von der zugrunde liegenden Erkrankung ab, sondern auch vom genutzten Tape. Die Therapeuten durchlaufen eine intensive Ausbildung, bevor sie mit den Tapes arbeiten.

Idealerweise wird die Haut vor der Anwendung gründlich gereinigt und von Schweiß befreit. Sie ist frei von Cremes und Ölen. Die Heilwirkung verstärkt sich, wenn nach dem Aufkleben ordentlich über das Kinesio-Tape gerieben wird. Nach dem Anbringen des Materials sollte es die ersten 30 – 60 Minuten trocken. Die Körperpartie muss ruhig gehalten werden. Später kann der Patient aber problemlos duschen, schwimmen und Sport treiben.

Das Tape kann je nach Körperstelle zwischen 7 und 10 Tagen getragen werden. Am Rücken ist die Anwendung sogar über eine Dauer von bis zu zwei Wochen möglich. Bei akuten Beschwerden kann eine einzige Behandlung bereits ausreichend sein. Patienten mit chronischen Schmerzen müssen oftmals mit einer Therapiezeit von mehreren Wochen rechnen. Die Maßnahmen legt der Therapeut individuell für seinen Klienten und dessen Konditionen fest.

Farb-Bedeutung beim Kinesio-Taping

Die Farben der Kinesio-Tapes sind teilweise sehr auffällig. In der ursprünglichen Form waren die Pflaster beige bzw. hautfarben. Später entwickelte Dr. Kenzo Kase verschiedenfarbige Tapes. Tatsächlich gehen unter den Fachleuten die Meinungen stark auseinander, was den Einfluss der Farben betrifft. Einige schwören darauf, dass der richtige Ton die Heilung positiv beeinflusst, andere meinen, dass die Farbe überhaupt keine Rolle spielt.

Kenzo nutzte dunkle Tapes, wenn die Körperpartie gewärmt und helle Varianten, wenn sie gekühlt werden sollte. Heute werden den Farben folgende Wirkungen zugeschrieben:

Die Produzenten stellen mittlerweile Kinesio-Tapes in unterschiedlichsten Farben her. Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis über den Einfluss der Farben auf die Behandlung. Beige wird vor allem dann eingesetzt, wenn das Pflaster nicht auffallen soll. Bei Migräne kann es beispielsweise im Gesicht angebracht werden, wofür sich ein neutraler Ton optimal eignet.

Schwarze Kinesio-Tapes nutzen Patienten gerne, die Kontaktsportarten ausüben. Durch die kraftvolle, aggressive Wirkung der Farbe soll ein psychologischer Effekt beim Gegner erzeugt werden. Die Farbe Grün wirkt eher beruhigend auf die Psyche. Sie kann bei innerer Unruhe helfen.

Viel wichtiger als der Farbton bei Kinesio-Tapes ist die korrekte Anbringung. Dennoch sollte sich der Patient natürlich mit dem gewählten Pflaster-Modell wohlfühlen.

Risiken bei nicht fachgerechtem Kinesio-Taping

Wird das Tape nicht professionell angebracht, kann dies zu Komplikationen und Schmerzen führen. Folgen wie Schwellungen und Durchblutungsstörungen können auftreten. Sitzt das Material zu fest, kann es die Bewegungsfreiheit des Trägers einschränken. Das würde die Vorteile des Kinesio-Tapes zunichtemachen. Symptome, die ein zu stramm sitzendes K-Tape verursachen kann, sind Kribbeln, Verfärbungen der Haut, Juckreiz und / oder Schmerzen.

Weist der Patient offene Wunden auf oder liegt eine Infektion der zu behandelnden Körperpartie vor, darf kein K-Tape aufgeklebt werden. Menschen, die unter einer Pflaster-Allergie leiden, brauchen dagegen normalerweise keine Bedenken zu haben. Beim Klebstoff des Kinesio-Tapes handelt es sich um hundertprozentigen Acryl-Kleber. Dieser wird aus Naturharzen gewonnen, die kaum allergieauslösende Substanzen beinhalten. Auf jeden Fall sollte dennoch die behandelnde Person auf das Vorliegen einer Allergie hingewiesen werden. Um sicherzugehen, dass keine unerwünschten Reaktionen hervorgerufen werden, kann sich der Patient ein kleines Stück des Tapes an den Unterarm kleben. Treten dort nach 24 Stunden keine Beschwerden auf, kann die Behandlung beginnen. Grundsätzlich ist Kinesio-Taping eine sehr verträgliche und erfolgversprechende Methode, die kaum Risiken birgt.

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